Bauen im Bestand

Aufgabe Erarbeiten von Vorschlägen für Sanierungs- und Umbauarbeiten
für eine Klosteranlage mit Fest- und Museums-Nutzung
Ablauf Vorlesung mit grundlegenden Informationen,
parallel Informationen zum Objekt zur stufenweisen Heranführung, um möglichst realitätsnahe Bearbeitung zu erreichen.
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Das Kloster Chorin

Prämisse
Der Erhalt der ursprünglichen Bestandes hat für mich Vorrang vor der Nutzung durch die Domäne. Die Domänennutzung, darf zwar nicht außer Acht bleiben bei der Bewertung der einzelnen Maßnahmen, nimmt sie immerhin doch die Hälfte der Nutzungszeit ein, doch ist diese Nutzung geprägt durch die Vernachlässigung des Gebäudes und teilweise in ihrer Konsequenz schädigende Eingriffe ins Gebäude (z.B. unzureichende Gründung der Pfeiler der Ersatzkonstruktion der Refektorium-Decke, Abbruch der Chorkapellen).

Die archäologische Funktion des Cellariums, weitere Ergebnisse bei fortschreitenden Ausgrabungen sind zu erwarten, steht über dem Wunsch, diesen Teil zugänglich zu machen; eine Einsicht-Möglichkeit sollte dennoch angestrebt werden.

Erste Maßnahmen
Einsturzgefahr des Tonnengewölbes im Keller

- Entlasten des verbliebenen freistehenden Mauerpfeilers durch zusätzliche temporäre Stützung oder Verstärkung gegen Knicken durch allseitiges Aufklemmen von Kanthölzern längs des Pfeilers

- Abfangen des freiliegenden Gewölberandes.

Im weiteren Verlauf Klärung der Bedeutung dieses Bauteiles notwendig, daher keine endgültigen Maßnahmen.

Bereichweise starke Schädigung des Außenmauerwerks durch Efeu-Durchwurzelung und Verwitterung

- Die Mauerschale hat teilweise keine Verbindung mit dem Mauerkern. Die Schwächung der Mauer und die Gefahr der Verwitterung des dafür empfindlicheren Mauerkerns erfordert die Instandsetzung. Das Außen-Mauerwerk und das Wurzelwerk muß nach Sicherung der Nachbarbereiche (Bohranker) bereichsweise entfernt werden (Erhalt der Ziegel!) und neu aufgemauert und hinterfüllt werden. Die fehlenden Ziegel (Ersatz schwierig, da keine Normgröße, Verwitterungszustand nicht mit neuen Ziegeln harmonierend) könnten beim Aufmauern und Hinterfüllen durch gestreute Mörtelauffüllungen ersetzt werden, sofern der Anteil nicht ca 20% übersteigt.

Zum Schutz vor erneuten Ablösungen der Mauerschale durch Schwinden der Hinterfüllung sollte dabei zum einen ein schwindarmer Mörtel verwendet werden und zum anderen Edelstahldrahtanker eingelegt bzw. eingebohrt werden.

- Als langfristige Maßnahme, da Wetterseite und damit spätere Verwitterungsschäden zu befürchten (bereits bestehende erhebliche Salzausblühungen), ist als einfachste Möglichkeit die Bepflanzung mit wildem Wein zu empfehlen, da dieser auch zum Charakter der Anlage paßt, einen geringen Eingriff darstellt und, im Gegensatz zum wohl vorher vorhandenen Efeu, keine Mauerschäden verursacht.

Erschließung für Besucher
Dormitorium

- Die ehemals vorhandenen Wendeltreppen sollten als einfache Stahlkonstruktion wieder mit leichtem Glasdach aufgebaut werden.
Dadurch würde die ursprüngliche Wegeführung im Gebäude erhalten bleiben und keine größeren Eingriffe durch zusätzliche Treppenanlagen notwendig. Das Refektorium, die nächstliegende Alternative (geringster Eingriff) zum Einbau von Treppen würde als Raum ungestört bleiben.

Refektorium

Die vorhandenen Zugänge über den Kreuzgang sind ausreichend.

Cellarium

Hier würde ich keinen öffentlichen Zugang vorsehen.

Der archäologische Wert (laufende Arbeiten) läßt eigentlich keinen Zugang für Besucher zu. Zudem gibt es nur wenige bestehende Zugänge, daher wären große Eingriffe notwendig.

Die Notwendigkeit des Zugangs ist auch nicht gegeben, wenn eine andere Einsichtnahme ermöglicht wird.

Tragkonstruktionen
Cellarium-Decke

- Wunsch, das Refektorium als einen Raum zu erhalten; Saalnutzung, Möglichkeit der Einsichtnahme in das Cellarium
=>
Deckenkonstruktion aus unterspannten Stahlträgern (ev. als Rost) in den vorhandenen Balkentaschen, darauf durchgängig am Rand sowie als einzelne "Fenster" Glas als Belag, restliche Flächen Parkett (für Nutzung als Veranstaltungssaal).
Erhaltener Bodenbelag zum Fürstensaal hin bleibt bestehen.
Cellarium beleuchtet.
Stahl zeigt als fremder Baustoff, daß die Konstruktion hinzugefügt ist. Das wird durch die Ablösung der Ränder mittels Glas verstärkt.
Die Fenster können nach Abschluß der archäologischen Arbeit als Blickfenster auf ausgestellte Fundstücke dienen. Damit ist auch keine teure und fragwürdige Rekonstruktion der Gewölbe nötig.

Die Sicherung der Pfeiler der ursprünglichen sowie die der Hilfskonstruktion aus Domänen-Zeit kann unter konservatorischen Gesichtspunkten durchgeführt werden. Eine weitere Zerstörung durch Witterungseinflüsse oder Nutzung ist nicht mehr zu erwarten.

 

 

Grundriss Cellarium-Decke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Refektorium-Decke

Da die bestehende Decke vollständig zerstört und die zur Domänenzeit nachträglich hinzugefügte nicht sehr ansehnlich ist, wäre es erstrebenswert, etwas vom Eindruck des Gewölbesaales zu vermitteln.

-> Eine Möglichkeit wäre eine Stahlkonstruktion entlang der vormaligen Gewölbegrate mit kreuzweisen Unterspannungen der mittleren Stützpunkte. Die äußeren Auflager können die erhaltenen Gewölbeanfänger bilden.
Durch die geringen Spannweiten und die große Konstruktionshöhe könnte man mit geringen Querschnittsgrößen auskommen und damit eine zurückhaltende Gestaltung erreichen.
Eine zusätzliche Textibespannung würde den Raumeindruck noch stärker vermitteln. Sie darf jedoch nicht als Tragelement erscheinen (Hinterleuchtung, offene Fugen an den Aufhängungen).
Die wiederaufgebrachte Auflast auf die Außenmauer stabilisiert diesegegen Horizontalkräfte.

Über den "Gewölbe"-Spitzen sowie über den aufgehängten Mittelstützungen werden Längsträger eingebaut, so daß die alten Balken dreifach unterstützt sind. Höhenausgleich muß individuell durch Unterlegung erreicht werden. Dabei muß eine Kraftübertragung von Holz zu Stahlkonstruktion gewährleistet sein, um spätere Arbeiten im Dormitorium und am Dachstuhl zu ermöglichen.

Die gesamte Konstruktion kann ohne Entfernen der bestehenden Hilfskonstruktion(nicht in den Gewölbeachsen) unter der Holzbalkendecke montiert werden. Nach kraftschlüssigem Anschluß der darüberliegenden Holzbalkendecke kann die Hilfskonstruktion entfernt und deren Mauernischen verschlossen werden.

statisches System:

 

 

 

 

 

 

 

Schnittskizze

 

 

 

 

 

 

 

Grundriss-Skizze Refektorium-Decke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Teil 2

Neue Vorgaben Denkmalamt
Nach den Vorstellungen des Denkmalamtes dürfen weder an der Stelle der ehemaligen Wendeltreppen am Portalhaus noch innerhalb des Refektoriums Treppen eingebaut werden.

Damit ist eine Erschließung des Dormitoriums für Besucher nicht möglich, denn Erschließungen an anderer Stelle wären ein wesentlich größerer Eingriff in die Substanz als die vorgeschlagenen Treppen am Portalhaus. Als vorhandene Erschließung verbleibt lediglich die Treppe im Fürstensaal

Die übrigen Vorschläge werden davon nicht berührt.